





Sie rennt. Die Kamera noch auf dem Stativ, die Beine des Stativs in der Eile nicht mal zusammengefaltet.
Sie rennt, sie eilt, sie fliegt durch das lebendige Treiben die Promenade entlang, um schneller zu sein als das Schiff, als alle Schiffe, die ihren Bildausschnitt zuvor durchfuhren.
Träge treiben die schweren Boote, stehen fast still und schweben oder jagen ihr gar davon. Hastig baut sie die Kamera auf, sie filmt, atmet angestrengt, aber kontrolliert, ein ruhiges Bild. Ein zweites Mal schwimmen sie durch ihre fortlaufende Aufnahme.
Ein paar Minuten vielleicht.
Der Horizont markiert die Sichtweite. Zeit und Raum zu definieren, bleibt unmöglich anhand eines einzelnen Schiffes, erst das Verhältnis mehrerer Schiffe zueinander birgt Hinweise auf Zeitlichkeit, Perspektive und das Spiel mit eben jenen Faktoren.
Vermeintlich unspektakulär bewegen sich die Schiffe durch die Projektionen, doch bei genauem Betrachten fallen minimale Veränderungen im Loop auf. Gerade durch das Suchen nach der Wiederholung offenbaren sich die Verschiebungen; es entstehen fortlaufend neue Konstellationen auf den drei Bildflächen. Die drei Videokanäle laufen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten, der Blick folgt den immer gleichen Schiffen, doch das Geschehen variiert.
So entlarvt sich der sonst so verlässliche Horizont als ein Element der Täuschung; die Linie, entstanden zwischen zwei Blautönen, verliert ihre Funktion als Bezugsebene für die menschliche Wahrnehmung von Raum. Gleichbleibend ruhig wirkt die See manipulierend. Das Aufbrechen und Neu-Zusammensetzen des zeitlichen Ablaufs ist ein dramaturgischer Eingriff in ein vermeintlich reales Geschehen. Es wird sichtbar, was tatsächlich so nie war.
Zeit, als unendlicher, kontinuierlicher Ablauf irreversibler Ereignisse, wird aufgehoben.