Invasion der Geschuppten - Landnahme im Lockdown

Die Maskierten stehen brav in Reihe auf ein paar Weckerl hoffend. Sie husten sich in die Armbeugen. Währenddessen schiebt sich ein schimmerndes Blaufelchen über die gepflasterte Straße und hinterlässt dabei eine kleine Schleimspur auf den Steinen. Keiner reagiert. Die Köpfe sind noch so wattig vom Dauerstreaming, dass niemandem so richtig klar scheint, dass sie gerade die Überwindung der zoologischen Grenzen einer Spezies bezeugen. “Der nächste!” ruft es aus der Stube hinter der Dame, die gerade rückwärts mit zwei vollen Brottüten in den Armen die Tür aufschiebt. Mit ihrem Hintern drückt sie sie noch weiter auf, sodass der Nächste eintreten kann.„Guata Morga.“ - die Tür fällt wieder zu. Der in Berlin lebende Künstler David Schiesser (1989) ersinnt in seinen großformatigen Aquarellen den Landgang der Bodenseefische und deren Einfall in das vom Lockdown gebeutelte Bregenz. Im Zusammenspiel aus Text und Bild reinszeniert Schiesser einen entscheidenden Moment der Evolutionsgeschichte, der die ungleichen Akteure Fisch und Mensch in ungewohnte Konkurrenz setzt. Schiesser hat sein Kunststudium an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach 2018 abgeschlossen. Seine Arbeit wurde in verschiedenen Gruppenausstellungen und Einzelausstellungen (2020 Sattelkammer Bern 2019 Blake & Vargas, Berlin / Salon Kennedy, Frankfurt) gezeigt.