Anlässlich des zweiten Rundgangs an der Folkwang Universität der Künste in Essen stellen wir einige künstlerische Positionen vor, deren fotografische und materialbezogene Ansätze für die Entstehung einer repräsentativen visuellen Identität des Standortes beispielhaft sind.
von Damian Rosellen und Marie-Luise Lorena Mayer
Nils Limberg
Die Art der Präsentation und das Format deines Gemäldes lassen schnell den Eindruck eines Handydisplays aufkommen. Das Motiv zeigt die Orientierungsseite einer Bibliothek. Worum geht es hier?
N: In dieser Arbeit beschäftige ich mich mit Fragen der Bildwürdigkeit und den Betrachtungsweisen unserer digitalen Gewohnheiten. Heute gehört das Bilder-Machen zum Alltag und zur alltäglichen Kommunikation. Es ist einfacher, das Bild eines wiedergefundenen Schlüssels zu versenden, als ebendies zu formulieren. Oder praktischer, einen Screenshot von dem Standort eines Buches in der Bibliothek zu machen, als sich die Regalnummer händisch aufzuschreiben. Dadurch entstehen mit minimalem Aufwand Bilder, die ursprünglich nicht als Bilder gedacht wurden. Ihr Sinn besteht lediglich in der Vermittlung von Informationen. Mich interessiert es, mich dieser kleinen Geste, diesem Nebenprodukt des Alltags, zu widmen und sie in größerer Geste – namentlich dem Malen – auszuführen. Ich möchte in meiner Arbeit weder etwas beweisen oder gar kritisieren, es geht mir vielmehr um die Haltung des Verbindens zwischen Kunst und Alltäglichkeit, das Hervorheben von nebensächlichen Akten des Mensch-Seins.
Samuel Rosport
Gehst du mit deinen keramischen Arbeiten einem bestimmten theoretischen Konzept nach?
S: Die Zielsetzung meines Vorhabens war die Untersuchung des „gesteuerten Tropfens“ als plastische Fertigungsmethode. Ich nutze die Möglichkeiten computergenerierter Muster und Geometrien mithilfe verschiedener, eigens entwickelter Extrusionsmöglichkeiten. Diese versuche ich in die klassischen, analogen Fertigungsmethoden der Keramik zu integrieren. In diesem Experimentierfeld überlegte ich mir verschiedene Aufbauten und Anordnungen, um den Übergang von Punkten zu Linien, die Potentiale des Codes und die Kombination von computergesteuerten, additiven Fertigungsmethoden zu untersuchen. Wie würdest du, angefangen bei der Themenfindung, deine Arbeitsweise generell beschrieben? S: Meine Projekte entstehen meistens aus der Beobachtung heraus. Ich nähere mich meiner Umwelt, einem Themenkomplex oder einem Sachverhalt und versuche dann, alles darin genau zu analysieren, Systematiken zu suchen und es letztlich in meine persönliche Verbalisierung zu übertragen. Diese Verbalisierungen werden dann meine persönlichen Parameter, die ich mit meiner Arbeit beginne zu dekonstruieren, umzuwälzen und zu befragen. Ich nutze das Studium als Freiraum um mich, ganz im speziellen, mit Objekten und Räumlichkeiten zu beschäftigen.