It’s better to experience things, then to talk about them

Hallo Oliver, hörst du mich? Mein Handy ist leider etwas kaputt. Ich wollte dich anrufen um dich zu fragen, ob du einen Text für meine Ausstellung bei Meyer-Riegger, am Freitag den 13. November schreiben möchtest. Ich hatte dir ja schon vor einer Weile eine E-Mail geschrieben. Leider bin ich jetzt doch erst später mit allen Arbeiten fertig geworden, so ist das ja meistens. Ich habe auch die Skulpturen diesmal farbig gemacht, das brauchte auch wieder mehr Zeit, aber ich dachte ich sollte das mal versuchen. Ich habe generell das Gefühl, in den neuen Arbeiten geht es viel um die Idee von Skulpturen, auch in den Bildern und in den Zeichnungen. Manchmal kommt es mir so vor, als würden die Figuren in den Bildern anfangen davon zu laufen, wohin weiß ich nicht. Manche wiederum scheinen sich ganz gut zu fühlen in ihrer Situation, vor allem wenn sie in einer Gruppe sind. Und irgendwie gibt es immer was zu tun, etwas zu konstruieren um zu überprüfen wohin das führt. Die Vögel, die sonst immer meine Bildern belagern, haben sich in den neuen Arbeiten etwas zurückgezogen, sie tauchen nur noch vereinzelt auf, es scheint als hätten sie gerade eine Pause und die Figuren müssen jetzt schauen wohin die Reise geht. Vor allem die Wand, die ich zusammen mit zwei Freunden in den Ausstellungsraum gebaut habe, hätte ich dir ja gar nicht vorher zeigen können, oder auch erklären können, ich wusste ja nicht wie sie am Ende wirklich aussieht, und was mit dem Raum passiert. Erst während des Aufbaus der Wand und dem Installieren der Arbeiten bekommt man eine Ahnung davon, was genau da passiert. Man muss die Ideen am Ende doch immer erst ausführen, um sie zu verstehen und selbst dann braucht es ja auch noch die Betrachter, welche den Raum betreten. Erst dann kann ich hoffentlich ich meine Schlüsse daraus ziehen. Außerdem dachte ich, es wäre auch wichtig, dass du die ganze Ausstellung aufgebaut siehst und dann etwas schreibst, also dann, wenn auch ich etwas mehr verstanden habe, wie alles funktioniert und dir davon berichten kann. Oliver: Hallo Jan, ich schreibe gerne einen Text für deine Ausstellung, aber bis Freitag schaffe ich das leider nicht, ich habe die nächsten drei Tage keine Zeit, aber wenn du mir Bilder schickst können wir nochmal telefonieren und bis nächste Woche schreibe ich etwas. Ok, das machen wir so. Finde ich gut, dann haben wir auch zwei Texte. Dann kommen manche Besucher ja bestimmt auch ein zweites Mal, um deinen Text auch zu lesen und die Ausstellung noch einmal zu sehen. Ich freue mich schon darauf, was du schreibst. Text: Jan Zöller