
Lou Jaworski
HEATING UP COOLING DOWN | Lou Jaworski

Installation view | HEATING UP COOLING DOWN, Courtesy of max goelitz, Copyright of the artist, Photo: Dirk Tacke
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Installation view | HEATING UP COOLING DOWN, Courtesy of max goelitz, Copyright of the artist, Photo: Dirk Tacke

Installation view | HEATING UP COOLING DOWN, Courtesy of max goelitz, Copyright of the artist, Photo: Dirk Tacke

Installation view | HEATING UP COOLING DOWN, Courtesy of max goelitz, Copyright of the artist, Photo: Dirk Tacke

Lou Jaworski JET 001, 2022, Carrara white marble 3 parts, Ă25x203, Ă17x168, Ă20x82, Courtesy of max goelitz, Copyright of the artist, Photo: Dirk Tacke

Lou Jaworski, Q 001, 2022, UV pigment print on stainless steel mesh and aluminum, 154x116cm, Courtesy of max goelitz, Copyright of the artist, Photo: Dirk Tacke

Lou Jaworski, STELLAR 001, 2022, UV pigment print and nylon mesh on Arctica Blue marble, 150x215x2cm, Courtesy of max goelitz, Copyright of the artist, Photo: Dirk Tacke

Lou Jaworski, STELLAR 001, 2022, UV pigment print and nylon mesh on Arctica Blue marble, 150x215x2cm, Courtesy of max goelitz, Copyright of the artist, Photo: Dirk Tacke

Lou Jaworski, STRATOS 001, 2022, UV pigment print on Striato Olimpico marble, 110x150x2cm, Courtesy of max goelitz, Copyright of the artist, Photo: Dirk Tacke

Lou Jaworski, STRATOS 001, 2022, UV pigment print on Striato Olimpico marble, 110x150x2cm, Courtesy of max goelitz, Copyright of the artist, Photo: Dirk Tacke
Mit dem Titel HEATING UP COOLING DOWN bezieht sich Lou Jaworski auf den rasanten Wechsel von News und Technologien und prĂ€sentiert eine Ausstellung, die sich dieser Schnelllebigkeit entzieht. Durch seine reduzierte Bildsprache und die Verwendung von Marmor erreicht der KĂŒnstler in seinen Werken eine Ăberzeitlichkeit und schafft einen universellen Raum fĂŒr die Betrachter/innen, in dem die haptische PrĂ€senz des Materials eine mystische Komponente entfaltet, die an digitale RĂ€ume, deren Raster und 3D-Renderings erinnert. Die AllgegenwĂ€rtigkeit des Marmors als CNC gefrĂ€ste kristalline Bodenskulpturen, wie auch als BildtrĂ€ger fĂŒr UV-Pigmentdruck verdeutlicht dessen monolithische Kraft, die unser ZeitverstĂ€ndnis ĂŒberschreitet, jahrtausendealte Spuren in sich trĂ€gt und gleichzeitig durch Jaworskis konzeptuelle Eingriffe eine digitale Anmutung erhĂ€lt.
Im Raum verteilt liegen zwei Gruppen von ĂŒberdimensionierten Kristallen aus weiĂem Marmor, die sich zu den Skulpturen JET 001 und JET 003 zusammenfĂŒgen, von deren Mitte ein energetisches Kraftfeld auszugehen scheint. Durch die GröĂenverzerrung erinnern sie an 3D-Modelle, die skalierbar in GröĂe und Form sind und die Galerie in einen semi-digitalen Raum transformieren, in dem sich unbekannte KrĂ€fte entfalten. Losgelöst von ihrer Umwelt sind sie Zitat natĂŒrlicher VerhĂ€ltnisse, artifizieller Nachbau geologischer Strukturen und erinnern an spirituelle Praktiken, in denen Kristallen eine heilende und schĂŒtzende Wirkung zugesprochen wird, die auch von spirituellen Web-Communities geteilt werden. Die besonderen Eigenschaften von Kristallen werden aber nicht nur in spiritueller Sicht als TrĂ€ger von Energie geschĂ€tzt, sondern sind auch in der Nano-Technologie Inspiration fĂŒr neuartige Speichersysteme auf Kristallglas und als âSuperman Memory Crystalâ bekannt. So scheinen die Kristalle durch ihre geologische MaterialitĂ€t und Form von zeitlichen Belangen entbunden doch auf aktuelle Geschehnisse zu wirken. Ein weiterer popkultureller Bezug lĂ€sst sich durch die Verwendung von Marmor herstellen: Die steinernen Kristalle wirken, wie aus einem Vaporwave-Rendering, einem Netz-Trend der 2010er Jahre in denen schrille Landschaften als GIFs geschaffen wurden, in denen sich hĂ€ufig Nachahmungen von antiken MarmorbĂŒsten wiederfanden. Wie auch in JET steht der Marmor in Kontrast zur digitalen Ăsthetik und verweist auf die ĂŒberdauernden und mystischen Eigenschaften von Stein.
Die Wandarbeiten der Werkgruppe STELLAR und STRATOS vereinen Jaworskiâs Auseinandersetzung mit Marmor, Drucktechnik und Malerei: auf der marmorierten OberflĂ€che der Steinplatten verlaufen Linienraster von Hell nach Dunkel. Dabei entsteht eine optische Interferenz, bei der sich der Druck und die Maserung des Steins ĂŒberlagert und so auf dem flachen BildtrĂ€ger eine neue Ebene öffnet, die Tiefe zu suggerieren scheint. Die feingliedrige Unterteilung des Marmors erweckt den Eindruck einer pixelhaften OberflĂ€che, die sich ĂŒber den Stein zieht und den Blick zwischen BildtrĂ€ger und Bild springen lĂ€sst. Bei STELLAR wird dieser Effekt nochmals verstĂ€rkt, da die OberflĂ€che des Steins mit einem feingliedrigen Nylonnetz ĂŒberzogen ist, welches in der Industrie auch als Transportschutz verwendet wird und hier den Blick auf die Struktur des Steins lenkt. So wird der Marmor als klassisch skulpturales Material hier nicht nur zum BildtrĂ€ger, sondern gleichzeitig zum Bildinhalt.
Lou Jaworski beschĂ€ftigt sich intensiv mit Wahrnehmungsmechanismen, Rasterstrukturen und der Definition des Bildes, sowie deren Reproduzierbarkeit. Anders als in Werkgruppen auf Zeitungspapier und Siebdrucknetz ĂŒbertrĂ€gt er hier die gĂ€ngige VervielfĂ€ltigungstechnik des Rasterdrucks auf Steinplatten und setzt die auf Reproduzierbarkeit ausgelegte Technologie in einen Zustand der Zeitlosigkeit. Durch die Maserung der Platten wirken STELLAR und STRATOS wie Doppelungen, die beliebig vervielfacht werden könnten und erinnern an serielle Fotografien und ablaufende Filmstreifen, wobei es sich bei genauer Betrachtung um einzigartige geologisch entstandene Strukturen handelt.
Lou Jaworski (*1981 in Warschau, PL) schafft mit reduzierter Bildsprache und der Verwendung von Materialien wie Marmor, Ferritmagneten, Graphit und Meteoriten Werke und Installationen, die eine ĂŒberzeitliche Komponente tragen und einen universellen Raum schaffen, in dem die haptische PrĂ€senz des Materials mystische Komponenten entfaltet, die gleichzeitig an digitale RĂ€ume und deren Raster und 3D-Renderings erinnert. Der KĂŒnstler beschĂ€ftigt sich mit metaphysischen Fragestellungen, sowie mit PhĂ€nomenen der menschlichen Wahrnehmung und so zeichnen sich seine konzeptbasierten Arbeiten durch das spannungsvolle Zusammenwirken von materieller Autonomie, ephemerer Abstraktion und physikalischer Gesetze aus, die er raumspezifisch umsetzt. Dabei versteht er seine Arbeiten als Amplifier: VerstĂ€rker architektonischer Elemente und Materialeigenschaften, sowie GedankengĂ€nge und Energien, die sich zu raumgreifenden Installation verbinden.
Seine Arbeiten wurden u. a. in Phingyao (China), New York, MĂŒnchen und Tel Aviv ausgestellt. 2017 war Jaworski unter der Leitung von Udo Kittelmann Teil des Festival of Future Nows im Hamburger Bahnhof, Berlin. 2016 erhielt er den DebĂŒtantenpreis des Bayerischen Staatsministeriums fĂŒr Bildung und Kultur, 2017 das Atelierstipendium der Stadt MĂŒnchen und war von 2017 bis 2020 als Assistent der Klasse Gregor Hildebrandt tĂ€tig. Lou Jaworskis Werke sind Teil der Bayerischen StaatsgemĂ€lde Sammlungen und in Privatsammlungen in Deutschland und der Schweiz vertreten.
max goelitz
maximilianstraĂe 35
eingang herzog-rudolf-straĂe
80539 mĂŒnchen