Keta Gavasheli

RADAR: RUSTY TEARS

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Ausstellungsansicht RADAR: Keta Gavasheli, RUSTY TEARS, WestfĂ€lischer Kunstverein, MĂŒnster, 2022. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur    © Foto: WKV
Ausstellungsansicht RADAR: Keta Gavasheli, RUSTY TEARS, WestfĂ€lischer Kunstverein, MĂŒnster, 2022. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur © Foto: WKV
Ausstellungsansicht RADAR: Keta Gavasheli, RUSTY TEARS, WestfĂ€lischer Kunstverein, MĂŒnster, 2022. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur    © Foto: WKV
Ausstellungsansicht RADAR: Keta Gavasheli, RUSTY TEARS, WestfĂ€lischer Kunstverein, MĂŒnster, 2022. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur © Foto: WKV
Ausstellungsansicht RADAR: Keta Gavasheli, RUSTY TEARS, WestfĂ€lischer Kunstverein, MĂŒnster, 2022. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur    © Foto: WKV
Ausstellungsansicht RADAR: Keta Gavasheli, RUSTY TEARS, WestfĂ€lischer Kunstverein, MĂŒnster, 2022. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur © Foto: WKV
Ausstellungsansicht RADAR: Keta Gavasheli, RUSTY TEARS, WestfĂ€lischer Kunstverein, MĂŒnster, 2022. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur    © Foto: WKV
Ausstellungsansicht RADAR: Keta Gavasheli, RUSTY TEARS, WestfĂ€lischer Kunstverein, MĂŒnster, 2022. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur © Foto: WKV
Ausstellungsansicht RADAR: Keta Gavasheli, RUSTY TEARS, WestfĂ€lischer Kunstverein, MĂŒnster, 2022. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur    © Foto: WKV
Ausstellungsansicht RADAR: Keta Gavasheli, RUSTY TEARS, WestfĂ€lischer Kunstverein, MĂŒnster, 2022. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur © Foto: WKV
Ausstellungsansicht RADAR: Keta Gavasheli, RUSTY TEARS, WestfĂ€lischer Kunstverein, MĂŒnster, 2022. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur    © Foto: WKV
Ausstellungsansicht RADAR: Keta Gavasheli, RUSTY TEARS, WestfĂ€lischer Kunstverein, MĂŒnster, 2022. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur © Foto: WKV
Keta Gavasheli, Tear Stains under Ghost, 2022, Aluminiumplatte, SalzsĂ€ure, Jesmonite, PLA-Filament, Acryl, Courtesy the artist. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur © Foto: WKV
Keta Gavasheli, Tear Stains under Ghost, 2022, Aluminiumplatte, SalzsĂ€ure, Jesmonite, PLA-Filament, Acryl, Courtesy the artist. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur © Foto: WKV
Keta Gavasheli, Tear Stains under Ghost (Detail), 2022, Aluminiumplatte, SalzsĂ€ure, Jesmonite, PLA-Filament, Acryl, Courtesy the artist. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur © Foto: WKV
Keta Gavasheli, Tear Stains under Ghost (Detail), 2022, Aluminiumplatte, SalzsĂ€ure, Jesmonite, PLA-Filament, Acryl, Courtesy the artist. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur © Foto: WKV
Keta Gavasheli, Undefined Shores, 2022, Acryl, Pastellkreide und Tusche auf Leinwand, eingesetzter Wachsguss, Courtesy the artist. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur © Foto: Keta Gavasheli
Keta Gavasheli, Undefined Shores, 2022, Acryl, Pastellkreide und Tusche auf Leinwand, eingesetzter Wachsguss, Courtesy the artist. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur © Foto: Keta Gavasheli
Keta Gavasheli, Undefined Shores (Detail), 2022, Acryl, Pastellkreide und Tusche auf Leinwand, eingesetzter Wachsguss, Courtesy the artist. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur © Foto: WKV
Keta Gavasheli, Undefined Shores (Detail), 2022, Acryl, Pastellkreide und Tusche auf Leinwand, eingesetzter Wachsguss, Courtesy the artist. Commissioned by WestfĂ€lischer Kunstverein and LWL-Museum fĂŒr Kunst und Kultur © Foto: WKV
„Ich begann wieder, mitten in der Nacht aufzuwachen. Mit dem gleichen seltsamen GefĂŒhl, dass ich mich von meinem physischen Körper distanzierte. In dieser Nacht wachte ich um 3 Uhr morgens auf. Ich ging ins Badezimmer, das Licht war noch aus, ich ließ kaltes Wasser laufen und stĂŒtzte mich auf meine Ellbogen, um in den dunklen Abfluss zu starren. Es hatte etwas Unendliches und seltsam Anziehendes an sich, und ich stand da, fasziniert wie Mary MacLane. Mein Geist floss mit dem Wasser, das mit Schallgeschwindigkeit durch die Rohre und KanĂ€le strömte. Das gesamte System war – wie ein Kapillarnetz – Teil eines grĂ¶ĂŸeren Körpers, den ich durch ein Loch in meinem Waschbecken beobachtete.” – Keta Gavasheli (The Bones of February, in: WORMHOLE Newspaper, Nr. 3, Juni 2021)    So beschreibt KĂŒnstler:in Keta Gavasheli (sie/deren) ein SchlĂŒsselerlebnis aus dem Winter 2020, das den Beginn der kĂŒnstlerischen Auseinandersetzung mit dem Motiv der Öffnung markiert. Gavasheli deutet es als Symbol der symbiotischen Verflechtung allen Lebens auf Erden. In dieser Schilderung werden BezĂŒge zu Daisy Hildyards Essay The Second Body (2017) deutlich. Darin entwickelt Hildyard die Theorie, dass alle Lebewesen ĂŒber zwei Körper verfĂŒgen: einen physischen (ersten) Körper, der gleichzeitig (als zweiter Körper) in ein globales Netzwerk eingebettet ist und durch sein Handeln in einem grĂ¶ĂŸeren Kontext auf beispielsweise Ökosysteme einwirkt. Dieser metaphysische zweite Körper vermag es ebenso – etwa durch Naturkatastrophen, Artensterben etc. – auf den ersten Körper einzuwirken. So steht am Ende der Second Body-Theorie die Auflösungen der Grenzen zwischen Mensch, Tier und Natur. Diese fungieren demnach nicht als autonome Einheiten, sondern bilden ein komplexes, sich wechselseitig bedingendes System.  In diesem Kontext lassen die getrockneten Blumen, die den Boden des Ausstellungsraums sĂ€umen, an ein zeitgenössisches, fast apokalyptisches Memento Mori denken. Still ruft es den Betrachter:innen zu: The Party is over! Inmitten dieses Szenarios begegnen Besucher:innen mit Undefined Shores einer dreigliedrigen Leinwand: Im zentralen Segment hat Gavasheli einen 3-D gedruckten Wachsguss eines Abflussloches eingesetzt, das den Übergang zwischen dem Sichtbaren sowie Unsichtbaren markiert und gleichzeitig eine direkte Referenz an die eingangs beschriebene Erinnerung der KĂŒnstler:in darstellt. Die in lasierten Rottönen gehaltenen LeinwĂ€nde wecken darĂŒber hinaus Assoziationen an eine vernarbte und blutende Landschaft, die aus der Vogelperspektive erfahren wird. Dadurch wirkt das Abflussloch fast wie eine in die Landschaft hineingeschnittene Wunde, die sich nicht mehr schließen kann. Hier unterstreicht Gavasheli die Rolle der Erde, der Umwelt als lebendiger Organismus. Damit verknĂŒpft wirft Gavasheli eine essentielle Frage auf: Wie gehen wir mit unserem zweiten Körper um?  Die Leinwandarbeit steht in direktem Zusammenhang mit UNTITLED, einem Gullideckel. Silbrig glĂ€nzend erscheint er in Form und Farbe auf den ersten Blick wie ein vertrautes Objekt. Erst bei genauerem Hinschauen befremdet die OberflĂ€chenbeschaffenheit. Als Irritationsmoment fungiert auch die integrierte Soundarbeit, Song of Wholes: Die Tonschleife beginnt mit einer nuklearen Explosion und wird angereichert durch kĂŒnstlich geschaffene GerĂ€usche. Letztere wurden mit gefundenen Materialien aus Georgien erzeugt. Immer wieder unterbrochen, zeigen sich akustische Leerstellen – wie Löcher – womit dem Ausstellungsthema auch formal Rechnung getragen wird. Der Gullideckel vermag es den Weg in eine andere Welt, die Unterwelt, zu öffnen mit all ihren in sich verbundenen GĂ€ngen, SchĂ€chten und Bunkern. Gullideckel sind laut Gavasheli wie Wurmlöcher, die das Private mit der öffentlichen SphĂ€re verbinden: etwa, wenn sich das Abflussloch im eigenen Waschbecken mit der Kanalisation verbindet. Sie sind Fenster zum Verborgenen und verweisen auf etwas Unbekanntes, das als ökologisches Unterbewusstsein interpretiert werden kann.  Auch der Rostverlauf bei Tear Stains under Ghost will als Memento Mori begriffen werden und auf den Verfall von Zivilisation hindeutet. In diesem Sinne mutet der Rost fast gespenstisch an, wenn er sich ĂŒber die Aluminiumplatte ausbreitet, wĂ€hrend die aufgesetzten Pfoten an Hunde oder Katzen denken lassen. Tierpfoten sind im Werk von Gavasheli ein bedeutsames und wiederkehrendes Motiv. Sie verdeutlichen die Domestizierung als auch die EigenstĂ€ndigkeit von Lebewesen. Wie in Donna Haraways The Companion Species Manifesto (2003) zeigt Gavasheli in der ZusammenfĂŒhrung von durch Menschenhand geschaffenem Aluminium mit der Motivik der Tierpfoten, die signifikante Andersartigkeit der Arten auf. Im selben Augenblick aber vereint sie diese vermeintlichen GegensĂ€tze und fĂŒhrt damit die HybriditĂ€t von Kultur und Natur vor Augen. Gepaart mit dem Aufgreifen der Second Body-Theorie und der philosophischen Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Löchern als Metapher, fĂŒhrt Keta Gavasheli ein komplexes GefĂŒge vor Augen, das Fragen an die Gegenwart und unseren Umgang mit der Welt stellt.      Kuratiert von Angela Theisen Keta Gavasheli (*1990 in Tiflis, Georgien) lebt und arbeitet in DĂŒsseldorf. Nach ihrem Architekturstudium an der Staatlichen Akademie der KĂŒnste Tiflis zieht Gavasheli nach Deutschland. Seit 2018 studiert sie an der Kunstakademie DĂŒsseldorf bei Dominique Gonzales-Foerster und Ellen Gallagher. Ihre Arbeiten wurden u.a. in Gruppenausstellungen im Stadtmuseum DĂŒsseldorf, Mouches Volantes in Köln oder dem Goethebunker Essen gezeigt. DarĂŒber hinaus erhielt sie 2021 das Reisestipendium des Kunstvereins fĂŒr die Rheinlande und Westfalen, DĂŒsseldorf und 2022 das Deutschlandstipendium. ‹‹ RADAR: Zugang ĂŒber den WestfĂ€lischen Kunstverein, Rothenburg 30, 48143 MĂŒnster‹‹ Eine Kooperation des LWL-Museums fĂŒr Kunst und Kultur und des WestfĂ€lischen Kunstvereins.
Angela Theisen

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