
Julian Turner
Julian Turner: Am Ende des Ganges
Project Info
- đ Filiale, Frankfurt
- đ€ Julian Turner
- đ Katharina Baumecker
- đ Wolfgang GĂŒnzel, Offenbach
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Julian Turner: Am Ende des Ganges, installation view
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Julian Turner: Am Ende des Ganges, installation view

Julian Turner: Am Ende des Ganges, installation view

Julian Turner: Am Ende des Ganges, installation view

Julian Turner: âBistro CHâ, 2024; 22 x 45 x 7,5 cm

Julian Turner: âDeux Barsâ, 2024; 153 x 130 cm

Julian Turner: âMagische SchĂŒtttechnikâ, 2024; 126,5 x 98 cm

Julian Turner: âEight Seascpaesâ, 2024; 128,5 x 98,5 cm

Julian Turner: âLĂŒftung mit Systemâ, 2024; 114 x 89 cm

Julian Turner: âIch war eine Doseâ, 2023-24; 52,2 x 67 x 100 cm

Julian Turner: âEndloses HerumgesĂŒlzeâ, 2024; 138 x 119 cm

Julian Turner: âElephant in the Roomâ, 2024; 138 x 119 cm

Julian Turner: âPAâ, 2024; 20 x 31,8 cm
Mit âAm Ende des Gangesâ transformiert Julian Turner die heutigen Standards der idealen Kunst-PrĂ€sentation: Der hochgepriesene White Cube wird durch Tapete, cordartigen Messeteppich in Beige und Braun und angetĂ€uschter Spiegelwand - am Ende des Ganges - in die Schranken gewiesen und verwandelt den Ausstellungsraum in einen endlosen Konferenzraum in 80er-Jahre Ăsthetik.
Dass es sich bei der Tapete um eine auf Papier gedruckte Malerei von ihm handelt, die wiederum Kompositgestein zitiert, jenes Steinimitat wie es in den spĂ€ten 70ern und 80ern daherkam, veranschaulicht Julian Turners kĂŒnstlerische Strategie. Zitat, Selbstzitat und Materialzitat werden in Collagen, Modellen und Objekten miteinander verwoben, indem Fotos Objekte und Objekte Fotos mit gepaarten Materialinterpretationen ersetzen. Neue Bedeutungsebenen werden durch seine typische Manier, die sich als intendierte Amateurhaftigkeit beschreiben lĂ€sst, ergĂ€nzt.
Turners Interesse gilt dem in die Jahre gekommenen: runde Ecken, dicke Rahmen, den Farben Orange, Beige, Braun, der Kohl-Ăra zwischen Wohlstand und Verwahrlosung oder konkret etwa der magisch verheiĂungsvollen SchĂŒtttechnik des Pocket Coffee Schokoladenkonfekts. Julian Turner hat dabei keine Scheu, sich an den GröĂen der ikonischen Malereien zu bedienen und sie mit Elementen im Spannungsfeld zwischen sozialer Sicherheit und drohendem Atomschlag, mondĂ€nem Metropolitanspruch und piefiger Provinz-AttitĂŒde anzureichern. In âElephant in the Roomâ stattet er das GemĂ€lde âDie Malkunstâ (um 1666/1668) von Vermeer mit Pirelli-Noppenboden, der U-Bahnkarte von Westberlin und einer geschlechtslosen Figur der Schockbilder von Zigarettenschachteln aus; die Arbeit âDeux Barsâ greift Manets âBar in den Folies-BergĂšreâ (1882) auf und katapultiert es mit der Hoshizaki-EiswĂŒrfelmaschine, Ernte 23-Aschenbecher, anbiederndem Stammgast und einer Riege an Turnerschen Alkoholika in die allabendliche Trinker-Tristesse. Die optischen Ungereimtheiten der kunsthistorisch aufgeladenen Vorlage miteinbegriffen. Die Bar im doppelten Sinne ergĂ€nzt Julian Turner selbstverstĂ€ndlich um einen tatsĂ€chlichen Tresen.
âAm Ende des Gangesâ ist Julian Turners vierte Einzelausstellung in der FILIALE. In Hamburg geboren, immigrierte er vor langer Zeit nach Wien, wo er unter anderem bei Amelie von Wulffen und Julian Göthe an der Akademie der bildenden KĂŒnste Wien studierte. Im nĂ€chsten Jahr wird er das HIAP-Atelierstipendium in Helsinki antreten.
Katharina Baumecker