Cora Pongracz, Seiichi Furuya
Cora Pongracz "8 erweiterte portraits" with: Seiichi Furuya
Project Info
- đ Kunstverein fĂŒr Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin
- đ Hendrike Nagel
- đ€ Cora Pongracz, Seiichi Furuya
- đ Fred Dott
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Cora Pongracz "8 erweiterte portraits" with: Seiichi Furuya, Installation view, Kunstverein fĂŒr Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin, 2025. Courtesy: OstLicht Collection, Vienna, Seiichi Furuya & Galerie Thomas Fischer, Berlin. Photo: Fred Dott.
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Cora Pongracz "8 erweiterte portraits" with: Seiichi Furuya, Installation view, Kunstverein fĂŒr Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin, 2025. Courtesy: OstLicht Collection, Vienna, Seiichi Furuya & Galerie Thomas Fischer, Berlin. Photo: Fred Dott.
Cora Pongracz "8 erweiterte portraits" with: Seiichi Furuya, Installation view, Kunstverein fĂŒr Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin, 2025. Courtesy: OstLicht Collection, Vienna, Seiichi Furuya & Galerie Thomas Fischer, Berlin. Photo: Fred Dott.
Cora Pongracz "8 erweiterte portraits" with: Seiichi Furuya, Installation view, Kunstverein fĂŒr Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin, 2025. Courtesy: OstLicht Collection, Vienna, Seiichi Furuya & Galerie Thomas Fischer, Berlin. Photo: Fred Dott.
Cora Pongracz "8 erweiterte portraits" with: Seiichi Furuya, Installation view, Kunstverein fĂŒr Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin, 2025. Courtesy: OstLicht Collection, Vienna, Seiichi Furuya & Galerie Thomas Fischer, Berlin. Photo: Fred Dott.
Cora Pongracz "8 erweiterte portraits" with: Seiichi Furuya, Installation view, Kunstverein fĂŒr Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin, 2025. Courtesy: OstLicht Collection, Vienna, Seiichi Furuya & Galerie Thomas Fischer, Berlin. Photo: Fred Dott.
Cora Pongracz "8 erweiterte portraits" with: Seiichi Furuya, Installation view, Kunstverein fĂŒr Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin, 2025. Courtesy: OstLicht Collection, Vienna, Seiichi Furuya & Galerie Thomas Fischer, Berlin. Photo: Fred Dott.
Cora Pongracz "8 erweiterte portraits" with: Seiichi Furuya, Installation view, Kunstverein fĂŒr Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin, 2025. Courtesy: OstLicht Collection, Vienna, Seiichi Furuya & Galerie Thomas Fischer, Berlin. Photo: Fred Dott.
Cora Pongracz "8 erweiterte portraits" with: Seiichi Furuya, Installation view, Kunstverein fĂŒr Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin, 2025. Courtesy: OstLicht Collection, Vienna, Seiichi Furuya & Galerie Thomas Fischer, Berlin. Photo: Fred Dott.
Cora Pongracz "8 erweiterte portraits" with: Seiichi Furuya, Installation view, Kunstverein fĂŒr Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin, 2025. Courtesy: OstLicht Collection, Vienna, Seiichi Furuya & Galerie Thomas Fischer, Berlin. Photo: Fred Dott.
Cora Pongracz "8 erweiterte portraits" with: Seiichi Furuya, Installation view, Kunstverein fĂŒr Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin, 2025. Courtesy: OstLicht Collection, Vienna, Seiichi Furuya & Galerie Thomas Fischer, Berlin. Photo: Fred Dott.
Cora Pongracz "8 erweiterte portraits" with: Seiichi Furuya, Installation view, Kunstverein fĂŒr Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin, 2025. Courtesy: OstLicht Collection, Vienna, Seiichi Furuya & Galerie Thomas Fischer, Berlin. Photo: Fred Dott.
Cora Pongracz "8 erweiterte portraits" with: Seiichi Furuya, Installation view, Kunstverein fĂŒr Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin, 2025. Courtesy: OstLicht Collection, Vienna, Seiichi Furuya & Galerie Thomas Fischer, Berlin. Photo: Fred Dott.
Cora Pongracz "8 erweiterte portraits" with: Seiichi Furuya, Installation view, Kunstverein fĂŒr Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin, 2025. Courtesy: OstLicht Collection, Vienna, Seiichi Furuya & Galerie Thomas Fischer, Berlin. Photo: Fred Dott.
Cora Pongracz "8 erweiterte portraits" with: Seiichi Furuya, Installation view, Kunstverein fĂŒr Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin, 2025. Courtesy: OstLicht Collection, Vienna, Seiichi Furuya & Galerie Thomas Fischer, Berlin. Photo: Fred Dott.
Cora Pongracz "8 erweiterte portraits" with: Seiichi Furuya, Installation view, Kunstverein fĂŒr Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin, 2025. Courtesy: OstLicht Collection, Vienna, Seiichi Furuya & Galerie Thomas Fischer, Berlin. Photo: Fred Dott.
Cora Pongracz "8 erweiterte portraits" with: Seiichi Furuya, Installation view, Kunstverein fĂŒr Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin, 2025. Courtesy: OstLicht Collection, Vienna, Seiichi Furuya & Galerie Thomas Fischer, Berlin. Photo: Fred Dott.
Cora Pongracz "8 erweiterte portraits" with: Seiichi Furuya, Installation view, Kunstverein fĂŒr Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin, 2025. Courtesy: OstLicht Collection, Vienna, Seiichi Furuya & Galerie Thomas Fischer, Berlin. Photo: Fred Dott.
DE
Die erste dialogische PrĂ€sentation erweitert Cora Pongraczâ 56-teilige Serie und gleichnamige Ausstellung â8 erweiterte portraitsâ um zwei serielle Werkzyklen von Seiichi Furuya. Der in Graz lebende japanische Fotograf verarbeitet seit den 1970er-Jahren mittels des Mediums der Fotografie persönliche Erfahrungen sowie Prozesse des Erinnerns und (Nicht-)Vergessens in einem vielschichtigen visuellen Projekt. In zahlreichen Ausstellungen und KĂŒnstlerbĂŒchern verknĂŒpft er PortrĂ€ts, insbesondere von Familienmitgliedern, mit Aufnahmen von Wohnorten, Reisen und Alltagssituationen.
Die Serie âPortraitâ, 1978â1985, zeigt Furuyas Ehefrau Christine Furuya-Gössler, die er 1978 erstmals fotografierte â und von da an ĂŒber einen Zeitraum von sieben Jahren fast tĂ€glich. Christine Furuya-Gössler nahm sich 1985, nach einer lĂ€ngeren Phase psychischer Belastung, die Anfang der 1980er-Jahre als Schizophrenie diagnostiziert worden war, das Leben. Die ĂŒber tausend entstandenen PortrĂ€taufnahmen wurden nach ihrem Tod zu einem Zeugnis ihrer PrĂ€senz und ihrem Wirken â als Person, Frau, Schauspielerin, Mutter, Partnerin etc. â und der gemeinsam verbrachten Zeit, aber auch zu einem Prozess der Selbstvergewisserung des Fotografen und einer Reflexion ĂŒber die sozialen und politischen RealitĂ€ten, die das geteilte Leben prĂ€gten.
Erinnerungen an die frĂŒhen Jahre der Beziehung und die Geburt des gemeinsamen Sohnes verweben sich mit der Erfahrung einer zunĂ€chst ungewohnten europĂ€ischen Lebenswelt â zuerst in Ăsterreich, spĂ€ter in der DDR â sowie mit der Konfrontation mit psychischem Leidensdruck und dem Verlust durch Suizid. Der Werkzyklus markiert keinen Abschluss, sondern vielmehr den Beginn eines offenen, niemals abschlieĂbaren Umgangs mit einem komplexen BeziehungsgefĂŒge. Die Freiheit der assoziativen Reihung und Bezugnahme, die Furuya seiner Serie zuschreibt, impliziert dabei ein stĂ€ndiges Austarieren jener RollenverhĂ€ltnisse, die sowohl im Medium der Fotografie als auch in tradierten GeschlechterverhĂ€ltnissen eingeschrieben sind.
Auch der zweite Werkzyklus âBerlin-Ost/West-Berlin 1985â87â, 2025, beschĂ€ftigt sich mit den Bedingungen geteilter LebensrealitĂ€t â hier insbesondere mit sich verĂ€ndernden Ă€uĂeren UmstĂ€nden, die durch wiederholte Ortswechsel geprĂ€gt waren. Von 1984 bis 1987 arbeitete Seiichi Furuya als Dolmetscher fĂŒr eine japanische Baufirma. In dieser Zeit lebte die Familie zunĂ€chst in Dresden, spĂ€ter in Ost-Berlin. Die dabei entstandenen Fotografien verweben private Momente mit Szenen des öffentlichen Lebens in der DDR. Die Projektion zeigt 690 von diesen Aufnahmen â gröĂtenteils in Schwarz-WeiĂ, teilweise in Farbe. Die Bildabfolge folgt keiner linearen Ordnung, sondern orientiert sich auch hier an einer offenen, assoziativen Struktur.
Neben Familienbildern â wie auch PortrĂ€ts von Christine Furuya-Gössler â ziehen sich dabei Architekturmotive als zentrales Motiv durch die Serie. Viele der Aufnahmen entstanden rund um die Feierlichkeiten am 4. Juli 1987 zum 750-jĂ€hrigen StadtjubilĂ€um Berlins. Die SED lieĂ dafĂŒr ĂŒber 300 Episoden der Stadtgeschichte szenisch inszenieren und verband diese mit der Darstellung vermeintlicher Errungenschaften des Sozialismus. Im kulturpolitischen Wettbewerb mit dem Westen richtete die DDR ihren Fokus auf den Wiederaufbau des historischen Stadtkerns. In die Bildwelt der Serie treten neben diesen architektonischen Rekonstruktionen auch Plattenbauten, der Palast der Republik, die VolksbĂŒhne, das Kino International und die Berliner Mauer, aufgenommen aus sowohl Ost-, als auch West-Berlin.
Wie die Serie âPortraitâ folgt auch dieser Werkzyklus entsprechend dem ĂŒbergeordneten Projekt des Erinnerns, das Seiichi Furuyas fotografische Praxis grundlegend bestimmt. Ăhnlich wie bei Cora Pongracz werden durch beide Werkzyklen LebensrealitĂ€ten und BeziehungsgefĂŒge als dynamische, sich stetig wandelnde relationale Konstellationen sichtbar â geprĂ€gt von IntimitĂ€t, Migration, politischer Rahmung, subjektiver Erfahrung sowie â nicht pathologisierter â psychischer Verfasstheit. Beide KĂŒnstler:innen entziehen sich damit einem autoritĂ€ren Blick auf das Subjekt. Sie öffnen stattdessen RĂ€ume fĂŒr Ambivalenz, ZwischenzustĂ€nde und fĂŒr ein vulnerables VerstĂ€ndnis von IdentitĂ€t, das sich immer im Prozess der Aushandlung befindet â im Bild wie im Leben.
EN
The first dialogical exhibition expands Cora Pongraczâs 56-part series and exhibition of the same name, â8 erweiterte portraitsâ, with two serial cycles
of works by Seiichi Furuya. Since the 1970s, the Japanese photographer, who lives in Graz, has been using the medium of photography to process personal experiences and processes of remembering and (non-)forgetting in a multi-layered visual project. In numerous exhibitions and artist books, he combines portraits, especially of family members, with photographs of living spaces, travels and everyday situations.
The series âPortraitâ, 1978â1985, shows Furuyaâs wife Christine Furuya-Gössler, whom he photographed for the first time in 1978 â and thereafter almost daily over a period of seven years. In 1985, after a prolonged period of mental distress, Christine Furuya-Gössler took her own life. She had been diagnosed with schizophrenia in the early 1980s. After her death, the more than a thousand portrait photographs became a testimony of her presence and her agency â as a person, woman, actress, mother, partner, etc. â and the time they spent together, but also a process of self-assurance for the photographer and a reflection on the social and political realities that shaped their shared life.
Memories of the early years of their relationship and the birth of their son intertwine with Furuyas experience of a European lifestyle initially unfamiliar to him â first in Austria, later in the GDR â as well as the confrontation with mental illness and loss through suicide. The cycle of works does not mark a closing, but rather the beginning of an open, never-ending processing of complex relational networks. The freedom of associative arrangement and referentiality that Furuya grants his series implies a constant (re-)balancing of the roles that are inscribed in both the medium of photography and traditional gender allocations.
The second cycle of works, âBerlin-Ost/West-Berlin 1985â87â, 2025, also deals with the conditions of a divided reality â in this case, in particular, with changing external circumstances characterised by repeated relocations. From 1984 to 1987, Seiichi Furuya worked as an interpreter for a Japanese construction company. During this time, the family first lived in Dresden and later in East Berlin. The resulting photographs interweave private moments with scenes from public life in the GDR. The projection on view shows 690 of these photographs â mostly in black and white, some in colour. Instead of adhering to a linear order, the sequence of the images follows an open, associative structure.
In addition to photographs of family â like the portraits of Christine Furuya-Gössler â architectural motifs are a central theme throughout the series. Many of the photographs were taken during the celebrations on 4 July 1987 marking the 750th anniversary of the city of Berlin. The SED had over 300 episodes of the cityâs history enacted in theatrical scenes and linked these with the portrayal of the supposed achievements of socialism. In its cultural policy competition with the West, the GDR focused on rebuilding the historic city centre. In addition to these architectural reconstructions, the seriesâ imagery also features industrialized apartment blocks, the Palace of the Republic, the VolksbĂŒhne theatre, the Kino International cinema and the Berlin Wall, photographed from both East and West Berlin.
Like the âPortraitâ series, this cycle of works also follows the overarching project of remembrance that fundamentally defines Seiichi Furuyas photographic practice. Similar to Cora Pongracz, both cycles of work reveal lived realities and relationship structures as dynamic, constantly changing relational constellations, which are moulded by intimacy, migration, political framing, subjective experiences, as well as â non-pathologized â psychological states. Both artists thus elude an authoritarian view of the subjected individual. Instead, they create spaces that allow for ambivalence, intermediate states, and a vulnerable understanding of identity that is always in the process of being negotiated â both in images and in life.
Translation:
Emma Roy