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VARIOUS OTHERS
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Die junge Kunstszene in München scheint in Aufbruchstimmung. Various Others zeigt, wie sich engagierte Galeristen*innen, Off-Spaces und Institutionen gemeinsam einsetzen, um das angestaubte Bild der bayerischen Hauptstadt in neuem Glanz erscheinen zu lassen.Text
Abb.: Rebecca Ackroyd, Installation view, courtesy Peres Projects (Berlin) and Nir Altman (Munich)
VARIOUS OTHERS geht dieses Jahr in die 3. Runde. Das jährlich stattfindende Kunstereignis wurde 2018 vom Verein VFAMK. e.V. ins Leben gerufen, dessen Ziel die Stärkung Münchens als Standort für aktuelle Kunst ist. Spricht man mit den Beteiligten ist allen klar, dass dies nur gemeinschaftlich erreicht werden kann. Dass es bei Various Others spannende neue Kunst zu sehen gibt, resultiert vor allem aus dem Konzept der Veranstaltung – hier werden enge Ausstellungskollaborationen gefördert. Das wird beim Besuch verschiedener Stationen von VARIOUS OTHERS deutlich: Für einen ortsübergreifenden Austausch luden teilnehmende Kunsträume nationale und internationale Partner*innen oder Künstler*innen ein.
Ndayé Kouagou – vertreten von Nir Altman – lud Rebecca Ackroyd, die in Berlin von Peres Projects repräsentiert wird, sowie Paul Maheke aus dem Programm der Pariser Galerie Sultana ein. Daraus entstand die Gruppenausstellung I like them, they're nice. Nir Altman selbst führte früher eine Galerie in Tel Aviv bevor er sich für München als neuen Standort entschied. Trotz der hohen Mieten sieht er das Potenzial der Stadt, junge Sammler*innen gewinnen zu können. Dies sei insbesondere möglich aufgrund der Nähe zu renommierten Institutionen wie dem Haus der Kunst oder der Sammlung Brandhorst sowie dem kollaborativen Verhältnis zwischen den Galerien.
[caption id="attachment_65417" align="alignnone" width="800"] Installation view, I like them, they're nice, Courtesy Nir Altman[/caption]
Auch Johannes Sperling kam für die Gründung seiner Galerie SPERLING nach München. Im Gegensatz zu seinem früheren Wohnort Berlin erhofft er sich, von dem hier vorhandenen hohen Maß an Gestaltungsmöglichkeiten der Kunstszene zu profitieren. Gerade die neue Riege an jungen Kuratorinnen wie Jana Baumann (Haus der Kunst), Maurin Dietrich (Kunstverein München) oder Lisa Britzger (Lothringer 13 Halle) nimmt er als eine wichtige und positive Entwicklung wahr. Gemeinsam mit Emanuel Layr aus Wien konzipierte er eine Ausstellung, die das Pferd und seine jahrtausendealte Tradition als Bildthema hat. Dafür luden die Galeristen Lena Henke, Dominique Knowles und Megan Francis Sullivan ein, ihre diskursiven und teilweise humorvollen Werke zu zeigen.
[caption id="" align="alignnone" width="766"] Dominique Knowles, Installation view, photo: Sebastian Kissel, Courtesy SPERLING (Munich) and Galerie Emanuel Layr (Vienna)[/caption]
[caption id="" align="alignnone" width="761"] Installation view (photos by Megan Francis Sullivan, sculpture and painting by Lena Henke), photo: Sebastian Kissel, courtesy: Megan Francis Sullivan / Renke Klaproth, Courtesy SPERLING (Munich) and Galerie Emanuel Layr (Vienna)[/caption]
Der Kunstraum München, mit großem Engagement geführt, wirft mit studio im HOCHHAUS aus Berlin und BAR1 aus Bengaluru die Frage auf, inwieweit verantwortungsvolles und digitales Ausstellen in unserer Zeit möglich ist. Ein Aspekt, der in Responsive Curating kritisch beleuchtet wird, ist die Zusammenarbeit zwischen Kurator*innen und Künstler*innen. Nur anhand von digitalen Plänen ohne exakte Maßeinheiten sind die Kunstwerke von Anjana Kothamachu, Antonia Low, Ina Ettlinger, Hans HS Winkler, Harish V Mallappanavar, rasso rottenfusser, Vichar B N und Vineesh Amin entstanden.
[caption id="" align="alignnone" width="762"] Ina Ettlinger, Responsive Curating, Courtesy Kunstraum München[/caption]
[caption id="" align="alignnone" width="757"] Installation view, Kir Royal, Courtesy Galerie Christine Mayer[/caption]
Auf einen weiteren Ausstellungspartner aus Berlin trifft man bei Galerie Christine Mayer: die Galerie CFA. Der von ihnen repräsentierte Künstler Henning Strassburger stellt gemeinsam mit Thomas von Poschinger aus. Die beiden tauschten sich vor ihrer Ausstellung Kir Royal in einem fotografischen Dialog aus, dessen Ergebnisse neben ihren Malereien zu sehen sind.
[caption id="attachment_65503" align="alignnone" width="800"] Industrial Music, Courtesy Andrzej Steinbach und fructa[/caption]
Als neue Position nimmt zum ersten Mal der Kunstraum fructa teil. Der erst 2018 von Quirin Brunnmeier und Malte Wandel gegründete Off-Space suchte sich einen weiteren Projektraum – Briefing Room Brüssel – für Various Others. Zusammen präsentieren sie in Industrial Music Werke des Fotografen Andrzej Steinbach.
[caption id="" align="alignnone" width="759"] K2020, Installation view, This is not a home, Courtesy Lothringer 13 Halle[/caption]
[caption id="" align="alignnone" width="760"] K2020, Anna Stiegler, Installation view, This is not a home, Courtesy Lothringer 13 Halle[/caption]
Mit Lisa Britzger als neuer Leiterin der Lothringer 13 Halle steht das Wort Kollaboration nicht nur für VARIOUS OTHERS im Mittelpunkt: Sie hat sich mit ihrem Antritt kuratorische Unterstützung von Luzi Gross und Anna Lena von Helldorff geholt. Darüber hinaus setzt das inhaltliche Programm auf das Thema. Von Juni bis September erfolgten sogenannte Aktivierungsphasen der Ausstellung This House Is Not A Home, die von der disziplinenübergreifenden Plattform K kuratiert wurde. Hierfür lud das Kollektiv mehr als 40 Künstler*innen und Forscher*innen ein, Formen des künstlerischen Zusammenlebens in den Raum zu überführen.
Bei all den Querverbindungen sowie Kooperationen zwischen Off-Spaces, Galerien und interessanten Positionen wird schnell klar, München ist definitiv eine Reise wert.
https://variousothers.com/
Yvonne Scheja