Brigitte Kowanz

4≠4 | brigitte kowanz

Project Info

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Installation view 4≠4, 2023, courtesy of max goelitz, copyright of the Estate Brigitte Kowanz, photo: Marjorie Brunet Plaza
Installation view 4≠4, 2023, courtesy of max goelitz, copyright of the Estate Brigitte Kowanz, photo: Marjorie Brunet Plaza
Installation view 4≠4, 2023, courtesy of max goelitz, copyright of the Estate Brigitte Kowanz, photo: Marjorie Brunet Plaza
Installation view 4≠4, 2023, courtesy of max goelitz, copyright of the Estate Brigitte Kowanz, photo: Marjorie Brunet Plaza
Installation view 4≠4, 2023, courtesy of max goelitz, copyright of the Estate Brigitte Kowanz, photo: Marjorie Brunet Plaza
Installation view 4≠4, 2023, courtesy of max goelitz, copyright of the Estate Brigitte Kowanz, photo: Marjorie Brunet Plaza
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Installation view 4≠4, 2023, courtesy of max goelitz, copyright of the Estate Brigitte Kowanz, photo: Marjorie Brunet Plaza
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Flashback 4≠4, Brigitte Kowanz, 1988-2021, courtesy of max goelitz, copyright of the Estate Brigitte Kowanz, photo: Marjorie Brunet Plaza
Flashback 4≠4, Brigitte Kowanz, 1988-2021, courtesy of max goelitz, copyright of the Estate Brigitte Kowanz, photo: Marjorie Brunet Plaza
Flashback 4≠4, Brigitte Kowanz, 1988-2021, courtesy of max goelitz, copyright of the Estate Brigitte Kowanz, photo: Marjorie Brunet Plaza
Flashback 4≠4, Brigitte Kowanz, 1988-2021, courtesy of max goelitz, copyright of the Estate Brigitte Kowanz, photo: Marjorie Brunet Plaza
Für die Einzelausstellung 4≠4 der österreichischen Künstlerin Brigitte Kowanz (1957–2022) wird die Galerie in Berlin in einen Schwarzlichtraum transformiert und präsentiert erstmalig eine Gesamtinstallation mit ihren phosphoreszierenden und fluoreszierenden Werken.   Durch die Gegenüberstellung von historischen und neuen Arbeiten wird deutlich wie Brigitte Kowanz bereits ab den frühen 1980er Jahren in ihren Arbeiten konsequent den Einfluss von lichterzeugenden Neuen Medien auf Gesellschaft und Kunst reflektierte. Diese analytische Auseinandersetzung thematisierte von Beginn an Aspekte der Virtualisierung sowie neuer Bild- und Raumformen. Als eine Pionierin des medienreflexiven Ansatzes entwickelte Kowanz destabilisierte, bewegte Räume. Licht dient dabei als Mittler der Überschreitung und Präzisierung – es entsteht ein integratives Verhältnis zwischen Werk, Raum und Rezipient:innen.   In den frühen 1980er Jahren begann Kowanz mit Schwarzlicht und reflektierenden Pigmenten zu experimentieren und erkundete damit die Grenzen von Skulptur und Malerei im Verhältnis zum Raum. Zwischen 1979 um 1984 entwickelte sie gemeinsam mit Franz Graf Papiertransparente und Alltagsobjekte aus phosphoreszierenden und fluoreszierenden Farben sowie erste Schwarzlicht-Installationen, die den Einfluss der Neuen Medien, wie Video, VHS, aber auch Musik auf Kunst und Gesellschaft reflektierten. Inspiriert von Punk und New Wave suchten sie nach Möglichkeiten transzendente Erfahrungen aus der Club- und Popkultur in ihre Kunst zu übertragen.[1] Dabei ist ihre Auseinandersetzung mit Licht auch auf die neuen (lichtbasierten) technischen Medien des Videos, Film und Fotografie zurückzuführen. Sie gingen der Frage nach, wie sich Einflüsse dieser neuen Arbeitsmedien und deren Wahrnehmung in die Malerei übersetzen ließen.   Die Ausstellung zeigt exemplarisch frühe Werke als historische Bezugspunkte – so steht die Wandarbeit Ohne Titel (1985) für Brigitte Kowanz‘ frühe Auseinandersetzung mit der Auflösung der Malerei durch Licht. Sie bearbeitet eine Obstkiste mit Gips und phosphoreszierender Farbe, die im Dunkeln zu leuchten beginnt. So transformiert sich das bei Tageslicht sachliche Bildobjekt in Verbindung mit Schwarzlicht zu einem virtualisierten Objekt, das im Begriff ist sich aufzulösen.   Im Zentrum der Ausstellung hängt ihre bislang kaum gezeigte Installation Light Steps (1990), eine minimalistische Treppe aus Schwarzlichtröhren. Die Arbeit verdeutlicht ihr fortwährendes Interesse an der Veränderbarkeit von architektonischen und räumlichen Elementen durch Licht. Die Light Steps lassen die Konturen im Raum verschwimmen und heben andere Aspekte der Wahrnehmung hervor, die im weißen Licht verborgen bleiben. Die Künstlerin spielt mit wechselnden Lichtsituationen und erkundet die Grenzen zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem, wobei sie den Wahrnehmungsprozess auch immer als Erkenntnisprozess versteht.   Daran anschließend sind jüngere Werke präsentiert, in der sie ihre eigenen früheren Arbeiten wiederum zitierte und weiterentwickelte. In der Wandarbeit High Five (2021), deren reflektierendes Textil durch das Fotografieren mit Blitz aktiviert werden kann, sind horizontal fünf kurze Schwarzlichtlampen eingesetzt, die durch orange leuchtende Kabel mit dem Stoff verbunden sind. Es entstehen fünf Linien, die zeichenhaft schweben und gleichzeitig eine formale Nähe zu Kowanz‘ raumgreifender Installation Light Steps herstellen. Die Verortung der Rezipierenden im Raum spielt hier, aber auch bei Flashback Look Ahead (2021) je nach Standpunkt der Betrachter:innen und der Lichtsituation im Raum eine entscheidende Rolle. Kowanz beschreibt diese Veränderungen als Choreografien oder Konstellationen, die erst durch Bewegung erfahrbar werden.   Mit Bezug zum Standort der Galerie nahe des Checkpoint Charlie lässt sich Kowanz‘ Fall of the Wall 09.11.1989 (2017/2019) und ihre Beschäftigung mit Wegmarken politischer Entscheidungen oder Digitalisierung, die gesellschaftliche und politische Umbrüche mit sich brachten, im Besonderen nachvollziehen. Eine geschwungene Raumzeichnung aus einem neongelben Kabel auf einem Metallelement, das in kurze und lange Segmente unterteilt ist, gibt das Datum des Mauerfalls als Morsecode wieder, während die Zahlenfolge gleichzeitig von einem iPad als Licht- und akustisches Signal gemorst wird.   Auch die Edition Lichtverschmutzung (2021) aus zwei Schwarzlichtglühbirnen und einem langen neonfarbigen Kabel zieht sich als Zeichnung durch die Galerie. Während die Glühbirnen ausgeschaltet bleiben, leuchtet das Kabel und erhellt den Raum. Für Kowanz ist das Kabel nicht Mittel zum Zweck der Beleuchtung, sondern ein formal und inhaltlich wesentlicher Teil ihrer Werke.   Im zweiten Raum sind in Flashback 4≠4 und Flashback 4x3 die Anklänge an die frühere Auseinandersetzung mit Malerei durch den Bildträger, Pigment, Linie, Fläche und Raum weiterhin nachvollziehbar und rücken gleichzeitig mit der Aktivierung durch Schwarzlicht in den Hintergrund. Anstelle eines traditionellen statischen Bildes tritt eine Virtualisierung, welche die Flüchtigkeit und Instabilität durch die Ausbreitung von Licht in den Fokus rückt. Kowanz bezieht sich hier im Sinne des französischen Philosophen Paul Virilio auf die Ästhetik des Verschwindens, und thematisiert den Zuwachs von Geschwindigkeit und Hektik in einer schnell wachsenden Welt in ihrem Werk. Mit der Serie Flashback schafft sie Arbeiten, die Licht als Technologien der Bilderzeugung und Information aufgreifen und ihre Immaterialität und Flüchtigkeit signalisieren.   Die Virtual-Reality Arbeit ... sollte die Reise weitergehen, suchte man Neuseeland, in diesem fremden Gelände ... (1980/2020) überträgt eine der ersten Schwarzlichtinstallation von Kowanz und Graf in der Galerie Krinzinger in Innsbruck 1980 in den virtuellen Raum. Durch die VR-Erweiterung ist es möglich diese Erfahrung erneut zu machen und gleichzeitig in einem aktuellen Schwarzlichtraum von Kowanz zu stehen. Die Besucher:innen werden dadurch integrativer Bestandteil ihres Werkes, in dem sie in mehreren Ebenen und Realitäten teilhaben.   Die Ausstellung findet in enger Zusammenarbeit mit dem Estate Brigitte Kowanz statt.   Brigitte Kowanz bespielte 2017 den Österreichischen Pavillon auf der 57. Biennale von Venedig nach dem sie bereits 1984 an der 41. Biennale teilgenommen hatte. Umfangreiche Einzelausstellungen der Künstlerin fanden zuletzt im Schlossmuseum Linz (2022) und im Museum Haus Konstruktiv in Zürich (2020) statt. [1] In den späten 1960er und 70er Jahren war Schwarzlicht vor allem in der Musikkultur verbreitet, wobei sich die grenzauflösenden Eigenschaften des Lichts mit Sound, Mystik und Thematiken der Transzendenz verbanden und als Symbol für eine alternative Weltauffassung und Lebensstil standen.

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