Olga Jakob & Aline Witschi

TRÄUMT DER KOKON VOM FLIEGEN?

Project Info

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Installation view:  TRÄUMT DER KOKON VOM FLIEGEN?, 2023, Nina Mielcarczyk, Leipzig
Installation view: TRÄUMT DER KOKON VOM FLIEGEN?, 2023, Nina Mielcarczyk, Leipzig
TRÄUMT DER KOKON VOM FLIEGEN? Olga Jakob & Aline Witschi
Installation view:  TRÄUMT DER KOKON VOM FLIEGEN?, 2023, Nina Mielcarczyk, Leipzig
Installation view: TRÄUMT DER KOKON VOM FLIEGEN?, 2023, Nina Mielcarczyk, Leipzig
Olga Jakob, Macula Relief Nr. 10/12/14, 2022, Pigment, Seidenpapier, Polyester, 60 x 46 cm
Olga Jakob, Macula Relief Nr. 10/12/14, 2022, Pigment, Seidenpapier, Polyester, 60 x 46 cm
Installation view:  TRÄUMT DER KOKON VOM FLIEGEN?, 2023, Nina Mielcarczyk, Leipzig
Installation view: TRÄUMT DER KOKON VOM FLIEGEN?, 2023, Nina Mielcarczyk, Leipzig
Aline Witschi, i Feel Left Is Right_3, 2023, grob schmottierter Ton gebrannt, 35 x 193 cm
Aline Witschi, i Feel Left Is Right_3, 2023, grob schmottierter Ton gebrannt, 35 x 193 cm
Olga Jakob, Lignin, 2016, Packpapier, Baumwolle, 48 x 47 cm
Olga Jakob, Lignin, 2016, Packpapier, Baumwolle, 48 x 47 cm
Aline Witschi, Heartware, 2023, grob schmottierter Ton gebrannt, 42 x 48cm
Aline Witschi, Heartware, 2023, grob schmottierter Ton gebrannt, 42 x 48cm
Olga Jakob, Auri, 2015, Mikrofaser, Wolle, Leinwand,, 50 x 40 cm
Olga Jakob, Auri, 2015, Mikrofaser, Wolle, Leinwand,, 50 x 40 cm
Olga Jakob, Macula Relief Nr. 7, 2022, Pigment, Seidenpapier, Polyester, 60 x 45 cm
Olga Jakob, Macula Relief Nr. 7, 2022, Pigment, Seidenpapier, Polyester, 60 x 45 cm
Aline Witschi, Sound from World End, Castel 3, 2021-23
grob schamottierter Ton gebrannt, 91 x 200 cm
Aline Witschi, Sound from World End, Castel 3, 2021-23
grob schamottierter Ton gebrannt, 91 x 200 cm
Olga Jakob, Macula Relief Nr. 10, 2022, Pigment, Seidenpapier, Polyester, 60 x 46 cm
Olga Jakob, Macula Relief Nr. 10, 2022, Pigment, Seidenpapier, Polyester, 60 x 46 cm
In der Doppelausstellung Träumt der Kokon vom Fliegen? finden Aline Witschis und Olga Jakobs Werke in der Galerie Nina Mielcarczyk in Verbindung miteinander. Die Künstler:innen teilen manche Perspektive in ihrer künstlerischen Praxis, die geprägt sind von Wechselwirkungen zwischen Materialien und prozessualen Arbeiten, was in ihrer Verwandlung mündet. Denn ihr Material ist für die Künstler:innen keine unveränderliche Bedingung, mehr eine kommunizierende Masse mit zu befragenden Grenzen und Lücken, als ein zu unterwerfendes Objekt. Im Gespräch betonen beide die Bedeutung von Serien, Unikaten, Wiederholungen und der damit verbundenen, intensiven Auseinandersetzungen mit ihren Materialien. Dieses Ausarbeiten schöpft sich u.a. auch aus Erfahrungen ihres alltäglichen Lebens, aus eintöniger Lohnarbeits- oder Atelierpraxis. Der darin erfahrene Loop öffnet den Raum für das Erforschen, Formen und Umhüllen, das Stapeln, Schichten und Reihen. Dabei schaffen sie es viele dieser Ebenen an Repetition zu vereinen, während die Ausbrüche aus den Mustern der Werke oft erst auf den zweiten Blick sichtbar werden. Ich suche immer das Phänomen ... das Bild entzieht sich dabei. — Olga Jakob Das Forschende in ihrem Umgang mit dem Material zeigt sich bei Witschi in ihrer Behandlung des grob schamottierten Tons. Wie in Fließbandarbeit produziert sie Unmengen nie ganz identischer Einzelteile, ihre Faszination für Abweichungen allein schon evident in dem enormen Aufwand dieser Handarbeit. Jakob dagegen beschreibt die Befragung ihres Materials — den verschiedenen Arten von Papier,Textilien,Garnen und Leinwänden, mit denen sie in ihren Reliefserien experimentiert — als weniger kontrolliert, als „nicht konzipierbar“. Die monochromen Oberflächen gestalten ihre Form im Prozess des Befeuchtens und Trocknens selbst mit und dadurch macht Jakob diese (sowieso in jeder Materie ablaufenden) Prozesse fürs menschliche Auge wahrnehmbar. Witschis Formensprache bewegt sich hingegen eher irgendwo zwischen Kettenhemden und Strickarbeit; sie spielt das Paradox des verwunschenen Turms hin und her: Ist das Eingeschlossene beschützt oder eingesperrt? Sind die einzelnen Glieder der Ketten lasttragend oder austauschbar? Dasselbe ungewissene Dazwischen findet sich unter der Oberfläche der Reliefe Jakobs: ist das umhüllte Dazwischen von dem Stoff geschützt oder in Form — in Anpassung — gezwungen? Was sich in diesen Wechselwirkungen abzeichnet ist eine Auffassung beider Künstler:innen, dass die Welt nicht aus einer Sammlung von eigenständigen Objekten besteht, die ein- und verkauft werden können, sondern aus voneinander abhängigen Handlungen und Prozessen (die wichtigste Einsicht des Marxismus). Sie schauen nicht auf die Produkte — auf die Gedichte, Gebete, Skulpturen, Essays oder reine Abstraktionen wie Geschmack und Stil —, sondern auf den Zwischenmomenten des kreativen Prozesses, in denen die Materialität und Vernetzung der Dinge sie bewohnen.
Fredi Thiele

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