
Clara Palmberger-SĂŒsse
Glucose Goddess
Project Info
- đ Kunstverein Gastgarten
- đ Heiko Lietz
- đ€ Clara Palmberger-SĂŒsse
- đ Heiko Lietz
- đ Jonas Mannherz, Felix Gienger
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Happy Pierrot, 155 x 110 cm, Tusche un Ăl auf Leinwand
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Installationsansicht

Swallow Gum, 155 x 90 cm, Tinte, Grundierung, Papier auf Leinwand

Detail Swallow Gum

Installationsansicht

Swans Succumbing To The Flu, 90 x 65 cm, Ăl und Kreide auf Leinwand

Sleeping In A Tradiotional Sense, 155 x 90 cm, Acryl auf Leinwand

Installationsansicht
Clara Palmberger-SĂŒĂe: Glucose Goddess (30.08 â 08.09)
Die malerischen Arbeiten der Ausstellung Glucose Goddess von Clara Palmberger-SĂŒĂe schlieĂen sich an ihre kĂŒnstlerisch-forschende Auseinandersetzung mit dem Rokoko an. Ihr Interesse gilt zum einen dem Fortbestehen seiner Zeichen in aktueller Konsumkultur, die sich beispielsweise in der Verbindung von Lebensmittelkonsum und Vorstellungsbildern des Göttlichen zeigt. Zum anderen gilt ihr Interesse Prozessen schwebender RĂ€umlichkeit und der Betonung von emulsionsartigen MaterialitĂ€ten, Strukturen und Dynamiken. Besondere Aufmerksamkeit erhalten dabei Figuren der Komposition und De-Komposition, die sie auf ihre Parallelen zu Konstruktion und Dekonstruktion hin befragt.
Einen Bezugspunkt bildet hierbei das Bildgenre der FĂȘte Galantes, die Figuren in Ballkleidern oder MaskenkostĂŒmen zeigen, die sich in parkĂ€hnlichen Landschaften amorös vergnĂŒgen. Palmberger-SĂŒĂe nĂ€hert sich diesem Genre von einem VerstĂ€ndnis des Rokokos als Ausgangspunkt der Konsumkultur und untersucht die Inszenierung von Genuss und Begehren, die diese Bilder nicht nur zeigen, sondern auch selbst verkörpern. So beschreibt die Kunsthistorikerin Ewa Lajer-Burcharth den Rokoko als Epoche, in der Mythos zum Alibi nicht nur fĂŒr die Darstellung von VergnĂŒgen wurde, sondern ebenso fĂŒr materielles VergnĂŒgen und des Malens an sich.1 Palmberger-SĂŒĂes Arbeiten bewegen sich hieran anschlieĂend zwischen der Thematisierung formalĂ€sthetischer Prinzipien des Rokoko und der Auflösung dessen Motive in Form-, Farb- und Kompositionsweisen, die sie durch den Einbezug einzelner motivischer Elemente, wie Girlanden, Blumen oder Infografiken zum Mayonnaisekonsum, dynamisiert. Durch die Aneignung, Variation und Dekonstruktion kompositorischer Prinzipien des Rokokos und deren Verschmelzung mit den abstrakt werdenden Zeichen aktueller Statistiken und Zeichensystemen ergeben sich in den gezeigten Arbeiten verschiedene ReibeflĂ€chen und ĂbergĂ€nge, die sich aus dem konstruierten Bildraum in den inszenierten Ausstellungsraum weiterfĂŒhren. In Bezug zum kompositorischen Prinzip der Rahmung und der Verhandlung des Rahmens im Rokoko, rĂŒcken Palmberger-SĂŒĂes Arbeiten auch ihren materiellen Rahmen in den Blick und befragen die Beziehung von Textil zu Holzrahmen ebenso, wie die Beziehung von Vorder- und Hinterseiten oder Arbeit und Display.
Formen des Rahmens zeigen sich im Rokoko etwa in Form gestalteter Kartuschen ohne Bildinhalt als kĂŒnstlerische Form ebenso als bedeutsam, wie als Prinzip, dass ein Feld von Erwartungen aufspannt, dass die BĂŒhne fĂŒr antizipierte aber entpersonalisierte Konsument*innen bildet.2 Durch den Einsatz von Trockenbaugestellen, die wiederum eine Referenz zu Konstruktion und De-Konstruktion bilden, zeigen sich dementgegen Rahmen und Prinzipien der Rahmung in der Ausstellung als visuelles Prinzip,3 die dem Blick von Besucher*innen verschiedene Möglichkeiten fĂŒr Bildgrenzen erlauben, die zwischen Bildraum und architektonischen Raum changieren.
Heiko Lietz