KUBAPARIS ATELIER Eliška Konečná
nicolás paris
Manigua
Project Info
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- 💛 Volker Renner
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"Manigua" von nicolás paris ist die erste Einzelausstellung des kolumbianischen Künstlers in einer deutschen Institution. Sein Werk ist ein poetischer Widerstand gegen Konventionen, Regeln und eingefahrene Überzeugungen. Seine Arbeitsmethode, die auf dem Akt des Zeichnens, des Dialogs und der Architektur basiert, zielt darauf ab, offene und experimentelle Lernprozesse zu initiieren. Über das so entstehende Wissen finden sich neue Wege des Zusammenseins. paris verwandelt den Ausstellungsraum in einen Ort des egalitären, gemeinschaftlichen und forschenden Austauschs, in dessen Mittelpunkt die kollektive Erfahrung steht. Für seine Arbeit lässt er sich von seinem Interesse an den Strategien und Politiken der Natur leiten.
nicolás paris Installationen, Zeichnungen, Objekte, Workshops und Videos sowie seine kollaborativen pädagogischen Projekte zeichnen sich durch Zartheit und Stille aus. Eine der grundlegenden Strategien des Künstlers beruht auf Beziehung und Dialog – zwischen Menschen, Insekten, Pflanzen oder den Elementen. paris überführt den Wald als lebendiges System, das durch vielfältige Beziehungen und Interaktionen funktioniert, in eine Abstraktion und macht dabei dessen Wissen sicht-, hör- und spürbar. Zugleich nutzt paris den Wald als Denkmodell für Austausch und Empathie.
Ausgehend von der Entfremdung unserer Gesellschaft und der damit verbundenen Ausbeutung von Mensch und Natur, begegnet der Künstler unserem Verortetsein in der Welt durch die Notwendigkeit, eine Verbindung mit der Umwelt als Lehrerin einzugehen. Er nutzt den Wald als eine artenübergreifende Schule, rekurriert auf ihn als einen Ort der Ursprungsgeschichten und als sensorisches Kommunikationsnetz. Im Wald lernen wir grundlegende Lektionen über gegenseitige Abhängigkeit, gegenseitige Hilfe und Verteidigungssysteme, die im Gleichgewicht agieren, anstatt auf Vernichtung zu setzen.
Mit seinen Werken erlaubt paris eine andere Betrachtung, kreiert ein Bewusstsein für fehlende Verbindungen zu unserer Umwelt. Er versucht jenem dekontextualisierten Wissen, bestehend aus Daten und Theorien, die der menschliche Körper nicht verarbeiten kann, bedeutungsvolle Erfahrungen entgegenzusetzen und damit einem Defizit unserer Gesellschaft zu begegnen.
"Manigua" erlaubt es in andere Wissensformen einzutauchen. Die raumgreifende Installation wird zur Bühne. Essentieller Bestandteil der Ausstellung ist zudem das begleitende Programm, das aus einer Reihe kooperativer, ungeschriebener, werkstattähnlicher Begegnungen besteht: Übungen, Workshops, Versuche. paris versteht die Ausstellung als Klassenraum, einen Ort des Wissensaustauschs, wobei die Positionen von Lehrer:innen und Schüler:innen fluide sind. In seinem Klassenzimmer wird hierarchielos von- und miteinander gelernt. Dabei bleibt immer die Frage im Blick, wie es um das Miteinander steht und welches Wissen der Wald diesbezüglich bereithält.
nicolás paris (geb. 1977 in Bogotá, Kolumbien) arbeitet vor allem in kollaborativen, interdisziplinären Projekten, die eng mit Fragen nach pädagogischen Strategien verbunden sind. Seine künstlerische Praxis umfasst Zeichnungen, Videos, Workshops, Installationen, Objektkunst sowie Text und Happenings. Dabei steht die Struktur von Klassenräumen und pädagogischen Konzepten im Fokus seiner Beschäftigung. paris arbeitete einige Jahre als Lehrer im ländlichen Kolumbien, Kunst ist für ihn eine Form der Auseinandersetzung, in der gemeinsam Erfahrungen gesammelt werden können. Im Jahr 2017 gründete er das Institute for Radical Learning (InPAR): ein Ort, der kollaborative Prozesse mobilisiert und das Arbeiten in Studiengruppen ermöglicht. Er wurde für Projekte im Bereich der Bildungsforschung unter anderem an das MACBA, Barcelona (2022–2023), das Nationalmuseum Thyssen-Bornemisza, Madrid (2022), das kulturelle Netzwerk der Banco de la República und MAMU, Bogota (2020–2024), das INHOTIM Education Residency Program, Brumadinho (2012) und die Museum as Hub Residency/New Museum Triennial, New York (2012) eingeladen. Seine Werke waren in zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen: Akademie der Künste der Welt, Köln (2021), Times Museum, Guangzhou (2019), El Museo Del Barrio, New York (2019), Govett-Brewster Art Gallery, New Plymouth (2019), La Casa Encendida, Madrid (2016), CaixaForum, Barcelona (2017), MAC/CCB, Lissabon (2015–2016), XII Havana Biennial (2015), Grazer Kunstverein (2014), CEAAC, Straßburg (2014), Kadist Art Foundation, Paris (2013), CCS Bard Hessel Museum of Art, Annandale-on-Hudson (2013), MUAC, Mexiko-Stadt, (2012), II Triennial of New Museum, New York (2012), XXX São Paulo Biennale (2012), 54th Venice Biennale (2011), XI Biennial of Lyon (2011) and Museum of Modern Art of Medellin (2009/2016/2023).
Merle Radtke